Kommuniaktionstipps für Physiotherapeuten

Gute Kommunikation ist der wichtigste Teil einer erfolgreichen physiotherapeutischen Behandlung.

Lerne, in meiner zweitägigen Fortbildung, wie Du Gesundheit verständlich machst.

Im Blog erhälst du schoneinmal praktischanwendbare Kommunikationstipps.

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Distanzzonen

Als Therapeuten kommen wir unseren Patienten auch körperlich sehr nah und sie uns (leider) auch. Anders gesagt ist Nähe ein zentraler Bestandteil unserer Arbeit als Physiotherapeut oder Ergotherapeut. Der Umgang mit Nähe ist nicht immer einfach. Deswegen lernt ihr heute welche Distanzzonen es gibt und wie ihr euch in Ihnen verhaltet.

Proximetik ist der komplexe Name für die Wissenschaft der Nähe. Sie untersucht welchen Einfluss Nähe auf uns hat. Zum Beispiel finden es viele Männer unangenehm zu pinkeln, wenn am Pissoir neben ihnen jemand steht. Sofern wir nicht mit Inkontinenten im Altenheim arbeiten, ist Wasserlassen kein Thema in der Therapie. Trotzdem ist es ein sehr gutes Beispiel für die Intime Zone. Die vier Distanzzonen könnt ihr euch wie die verschiedenen Verteidigungsreihen einer mittelalterlichen Burg vorstellen. Die Hauptburg ( nah an eurem Körper) darf nur von einigen wenigen Menschen betreten werden, während fremde außerhalb der äußersten mauer bleiben müssen.

Die Intime Zone

Die Intime Zone sind die innersten ca. 50 cm um uns herum. Dieser Abstand ist bei Normalsterblichen-also nicht Therapeuten- reserviert für sehr gute Freunde, Familie und Partner. Also braucht man gewissermaßen eine Sondergenehmigung, um in diese Zone zu kommen. In der Festung wären das die Burgherrengemächer, indie nur Auserwählte gelassen werden. Generell weichen Menschen zurück, wenn du nicht zum inner circle gehörst und ihn betreten willst. Du kannst dir das vorstellen wie einen Schutzschild, der den Abstand zwischen euch wahrt. Als Therapeut ist körperlicher Kontakt fast schon selbstverständlich, aber trotzdem für viele Patienten unangenehm. Deswegen gilt die Zeit in dieser Zone zu minimieren und Techniken zu erklären. Wenn wir ehrlich sind, besteht gute Therapie vor allem aus Hilfe zu Selbsthilfe und manuelle Techniken sind nur ergänzend sinnvoll.

„Wir machen jetzt 5 Tests, um zu sehen, ob die Probleme in deiner Hand vom Nacken kommen. Erschrick nicht, wenn ich gleich deinen Kopf in die Hände nehme.“

Die persönliche Distanz

Die Persönliche Distanz reicht von 0,5 m bis zu 1 m. Das ist die normale Gesprächsdistanz. Demnach ist die Anamnese in dieser Distanz am besten. Zur Erinnerung: Am besten setzt ihr euch hierfür in einem 90° Winkel zu einander. Mehr Tipps zur Anamnese findest du hier. Umso besser du dein Gegenüber kennst, umso näher darfst du ihm beim Gespräch kommen. Heißt setze dich lieber zu Beginn etwas weiter weg. In de Trainingstherapie solltest du dich auch in diesem Abstand zu deinem Patienten positionieren, damit es für euch beide nicht unangenehm wird. In der Burgmetapher wäre dies der Speisesaal, indem man sich trifft und Gäste empfängt.

Die soziale Distanz

Das ist der Abstand, der jede Berührung ausschließt, es sei denn man ist Elastik Girl von den Unglaublichen oder Mr. Fantastic von den Fantastischen Vier. Also ca. 2-3 m.  Diese Distanz ist zum Beispiel angenehm, wenn ein Patient bei der Anmeldung in der Schlange hinter dem nächsten Patienten steht, um Diskretion zu wahren und den vorderen nicht zu drängeln. In der Burgmetapher wäre das der Innenhof mit Marktplatz, auf dem Geschäfte abgewickelt werden.

Öffentliche Distanz

Alles was weiter als 3m entfernt ist öffentlich und verhindert persönliche Beziehungen. Ein gutes Beispiel hierfür sind Finnen an der Bushaltestelle 😉. In dieser Distanzzone lächeln wir zum Beispiel den Patienten zur Begrüßung an. In der Burgmetapher wären das die burgmauern, die Fremde fernhalten.

 

Kulturelle Eigenheiten

Bekanntlich lebt ja jeder Mensch in seiner eigenen Welt, die geprägt ist von seinen Erfahrungen und seinen kulturellen Prägungen. Die Distanzzonen nach Edward Hall sind sehr stark abhängig von den kulturellen Normen einer Person. Für Südländer ist es beispielsweise normal mehr Körperkotakt zu haben, während Skandinavier eher auf Abstand gehen. Neben den kulturellen Prägungen ist der individuelle Charakter des Patienten natürlich auch ein großer Einfluss. Im vorigen Blogbeitrag habe ich an Hand des Riemann-Thomann-modell erklärt, wie du deine Kommunikation an den Charakter anpasst.

 

Hoffentlich hilft dir dieser Artikel physische Nähe zu deinen Patienten besser zu verstehen. Wenn du lernen willst wie du eine bessere Therapeuten-Patienten-Beziehung aufbaust, melde dich zu meinen Fortbildungen an.