Kommuniaktionstipps für Physiotherapeuten

Gute Kommunikation ist der wichtigste Teil einer erfolgreichen physiotherapeutischen Behandlung.

Lerne, in meiner zweitägigen Fortbildung, wie Du Gesundheit verständlich machst.

Im Blog erhälst du schoneinmal praktischanwendbare Kommunikationstipps.

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Entdecke die Geheimnisse des Verstehens: Meisterhaft erklären lernen

 

Als Physiotherapeuten haben wir eines mehr als jede andere medizinische Profession. Zeit!!! Ja, das klingt paradox, da jeder von uns gerne noch mehr Zeit hätte, aber im Vergleich zu Ärztinnen, Pflegern und CO haben wir mindestens 120 Minuten (6*20 Minuten) mit unserem Patienten. In der Zeit können wir Kommunikation auch für andere Dinge als Smalltalk übers Wetter nutzen. Heute lernst du wie du Dinge so erklärst, dass sie hängen bleiben.

 

In meinem Youtubekanal findest du ein unterstützendes Video

https://youtu.be/7FrKmK0wYck

  1. Erkunde die Ausgangslage. Im krieg würde niemals eine Einheit etwas unternehmen, wenn nicht vorher eine Aufklärungseinheit die Lage ausgekundschaftet hätte. Im Krieg gegen falsche Überzeugungen wie „mein Wirbel ist rausgesprungen-wenn ich mich bewege mache ich etwas kaputt“, müssen wir erst das Terrain sondieren, bevor wir in die Erkläroffensive gehen. Ich ertappe mich trotzdem immer wieder daran, dass ich sofort loslege wie die Feuerwehr-ohne vorher gefragt zu haben was der Patient weiß oder wie viel er wissen will. Diese Technik ist so simple und trotzdem unterschätzt. Damit spart man sich viel Behandlungszeit und baut direkt eine viel tiefere Beziehung zum Patienten auf.

  2. Passe die Erklärung an deine Patienten an. Einem Facharzt für Orthopädie musst du nicht erklären wie lange es dauert bis der Bruch geheilt ist, aber dafür wie deine geplante Behandlung aussieht. Dem 20-jährigen Kreisligaprofi musst du dagegen sehr gut erklären, dass er die Relegation verpasst und seinem Körper Zeit braucht, um zu heilen.  Überlege dir kurz wie du es deinem gegenüber erklären willst und hole ihn in seiner Welt ab. Dem Fußballer könnte man erzählen, dass das verletzte Gewebe wie ein Rasen ist, der frisch angesät wurde. Man kann nicht direkt darauf spielen, aber er wird immer fester und in 2 Monaten ist er bespielbar. Dem Maler könnte man sagen, dass die Phasen der Wundheilung so wie das renovieren sind. Erst reist man die alte Tapete ab und klopft die Wände raus, bevor man neue Wände hochzieht und diese dann tapeziert. Also wer steht vor dir?

  3. Roter Faden. Überlege dir direkt wie du deine Erklärung aufbaust und hangle dich an diesem Roten Faden entlang.  Wenn ich eine Rede halte lerne ich nicht alles Wort für Wort auswendig, sondern mache mir „Töpfe“. D.h. ich überlege mir welche Überpunkte ich besprechen will und ordne diesen „Töpfen“ Unterpunkte zu wie zum Beispiel bei Punkt 1 will ich 1.1 und 1.2 sagen. Wenn du jemals eine Rede halten musst oder sonst wie vor Menschen sprichst, dann hilft dir diese Technik auch...

  4. Sagt euch die Salamitechnik etwas? Das ist eine Technik, um Ziele zu erreichen. Solltest du probieren, die gesamte Salami auf einmal zu schlucken, wirst du scheitern, es denn du bist ein Schwertschlucker oder Ähnliches. Wie schaffst du es trotzdem die komplette Salami zu essen ohne dich zu verschlucken?  Schneide Scheibe für Scheibe ab. Bei der Wissensvermittlung ist es genauso. Biete Wissen nur Häppchenweiße an und lass deinem Gegenüber danach Zeit das wissen zu verdauen. Dann kommt das nächste Häppchen. Oft machen wir uns sorgen, dass Pausen unangenehm sind, aber gute Redner und Erklärer nutzen diese bewusst. Wusstest du, dass Pausen erst nach3- 5 Sekunden als störend empfunden werden?

  5. Wie sehen diese Scheibchen oder der rote Faden oder die Töpfe jetzt in der Praxis aus?  Gifford et al und Leventhal haben in ihren Modellen die optimale Erklärung geliefert. Du solltest in deiner Anamnese immer die folgenden Punkte klären: Was habe ich Warum, wie lange wird es dauern und wie sieht die Behandlung und Prognose aus.

  6. Nachdem du dir überlegt hast was du wie sagen willst, musst du deinem Patienten mitteilen wo im Gespräch ihr euch befindet. Das nennt man Signposting. Beispielsweise könntest du sagen: ich möchte heute drei Dinge ansprechen. Zuerst machen wir die Anamnese, dann erkläre ich dir die Behandlung und danach zeige ich dir die erste Übung.

  7. Jetzt kommt der schwerste Punkt, der aber wahre Wunder bewirkt. Du musst deinen Patienten fragen was er verstanden hat, da Kommunikation nicht eindeutig ist. In der Praxis höre ich dann ganz oft: „Ich bin doch nicht dumm- Ich weiß was du gesagt hast.“ Dann fängt bei mir das mentale Schere-Stein-Papier an und antworte: …Das war jetzt viel Info, ich bin besorgt, dass ich es nicht gut erklärt habe. Kannst du bitte erklären was angekommen ist. Was erzählst du deinem Partner Heute Abend in einem Satz?

  8. Timing ist alles.   Im Zenbuddhismus gibt es die Geschichte über einen Meister der von seinen Schülern gefragt ist was das Geheimnis seines Glücks ist:

 

"Wenn ich stehe, dann stehe ich, wenn ich gehe, dann gehe ich, wenn ich sitze, dann sitze ich, wenn ich esse, dann esse ich, wenn ich liebe, dann liebe ich …"

Die Schüler erwidern, dass sie das doch auch machen würden, worauf der Lehrer erwidert:

"Nein – wenn ihr sitzt, dann steht ihr schon, wenn ihr steht, dann lauft ihr schon, wenn ihr lauft, dann seid ihr schon am Ziel.”

In der Praxis heißt das: Ich untersuche dich jetzt fertig und danach sage ich dir was ich gefunden habe.

In meiner Fortbildung verwende ich gerne den Erklärbär, um die oben genannten Techniken zusammen zu fassen. Hoffentlich könnt ihr jetzt genauso gut erklären wie der Erklärbär!

erklaerbaer

Quellen:

http://gedankenfun.de/wenn-ich-gehe-gehe-ich

Silverman, Jonathan, Suzanne Kurtz, and Juliet Draper. Skills for communicating with patients. crc press, 2016.Butler, David S., and G. Lorimer Moseley. "Schmerzen verstehen." (2016).

Rossié, Michael. Frei sprechen: in Radio, Fernsehen und vor Publikum. Ein Training für Moderatoren und Redner. Springer-Verlag, 2016.

Leventhal, Howard, L. Alison Phillips, and Edith Burns. "The Common-Sense Model of Self-Regulation (CSM): a dynamic framework for understanding illness self-management." Journal of behavioral medicine 39 (2016): 935-946.

Leventhal H., Brissette I., Leventhal E. The common-sense model of self-regulation of health and illness. In: Cameron L.D., Leventhal H., editors. The self-regulation of health and illness behavior. Routledge; New York: 2003

https://pixabay.com/de/photos/bibliothek-himmel-v%C3%B6gel-mystisch-425730/

Butler, David S., G. Lorimer Moseley, and Martina Egan Moog. Schmerzen verstehen. Berlin Heidelberg New York Tokio: Springer