Gute Kommunikation ist der wichtigste Teil einer erfolgreichen physiotherapeutischen Behandlung.
Lerne, in meiner zweitägigen Fortbildung, wie Du Gesundheit verständlich machst.
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Als Physiotherapeut fragen wir uns oft was die bestmögliche Behandlung für unseren Patienten ist. Oft denken wir dabei nur an Anatomie, Behandlungstechniken oder die besten Übungen und vergessen, dass gute Kommunikation bis zu 70% des Behandlungserfolgs ausmacht. Im Studium hatten wir einen exzellenten Professor, der die optimale Behandlung mit dem Pizzabacken verglichen hat.
„Eine gute Behandlung ist wie eine Pizza. Das Wichtigste ist der Teig (Kommunikation mit dem Patienten). Außerdem braucht die Pizza immer Tomatensoße (allgemeines Bewegen), Käse (spezielles Training) und noch etwas, wie Salami, zum Abrunden (MT etc.)" (Prof F. Struyf).
Die Fähigkeit, effektiv mit Patienten zu kommunizieren, ist von entscheidender Bedeutung, um eine erfolgreiche Behandlung und Rehabilitation zu gewährleisten. In diesem Blogbeitrag gehe ich genauer darauf ein, warum Kommunikation mit die wichtigste Fortbildung für Physiotherapeuten ist.
Als Physiotherapeut hast du ca. 240.000 Behandlungen in deinem Berufsleben (3 pro Stunde*8 Stunden am Tag* 222 Arbeitstage im Jahr + 45 Jahre) Jede Einzelne davon ist für unsere Patienten äußerst wertvoll. Für uns ist es oft einfach nur der 16. Patient diese Woche, während es für unsere Patienten ein wichtiger Moment in ihrer Woche ist.
Eine gute Kommunikation macht, wie gesagt, bis zu 70 % des Behandlungserfolges aus. Die Effekte reichen extrem weit. Einige Beispiele sind:
Bei chronischen Kopfschmerzen trägt z.B. die Möglichkeit, dass der Patient sein Problem ausführlich beschreiben kann mehr zur Genesung bei als die Diagnose, die Intervention, medikamentöse Behandlung oder die Weiterverweisung zu einem anderen Gesundheitsprofi.
Wenn du deinem Patienten die Möglichkeit gibst sein Problem biopsychosozial zu beschreiben, führt das bis zu 6 Monaten später zu einer Stressverminderung. Interessanterweise geht das sogar soweit, dass Patienten weniger lange Symptome bei Halsschmerzen haben, wenn wir auf ihre Sorgen eingehen.
Bei Brustkrebspatientinnen konnte beispielsweise nachgewiesen werden, dass shared decision making zu weniger Depression und Ängstlichkeit führt.
Für uns als Physiotherapeuten ist es allerdings wichtiger, dass unsere Patienten weniger Schmerzen haben. Wir haben einen extremen Einfluss darauf wie unsere Patienten ihren Schmerz wahrnehmen. Treffende Kommunikation kann die Illnessbeliefs unserer Patienten signifikant verbessern, was wichtig ist, da optimistische Menschen weniger akute und chronische Schmerzen haben. Außerdem hat die Wissenschaft (Systematischer Review) herausgefunden, dass Schmerzverstehen den Patienten hilft Schmerzen, Einschränkungen und psychologische Probleme zu reduzieren. Das andere Extrem wäre der Nozeboeffekt. Als Physiotherapeuten (oder Ärzte) haben wir einen maßgeblichen Einfluss darauf, ob unsere Patienten chronisch werden oder nicht.
Eine starke Kommunikation ist der Grundstein für den Aufbau einer vertrauensvollen Beziehung zwischen dir als Physiotherapeuten und deinem Patienten. Durch klare, respektvolle und empathische Kommunikation kannst du als Therapeut das Vertrauen deines Patienten gewinnen. Dies ist besonders wichtig, da unsere Patienten sich auf die Expertise und Unterstützung des Physiotherapeuten verlassen. Eine gute Kommunikation ermöglicht es dir als Physiotherapeuten, eine sichere und unterstützende Umgebung für den Patienten zu schaffen, in der dieser sich wohl fühlt, Fragen stellt und aktiv an seiner Genesung teilnimmt.
Die Kommunikation spielt auch eine entscheidende Rolle bei der Förderung von Patientenmotivation und Therapietreue. Leider brechen 20-50 % der Patienten die Behandlung ab oder führen sie inkonsequent durch. Wir alle kennen die Patienten, die schon in der Anamnese sagen: „Der Arzt hat mir gesagt ich soll die Tablette jeden Tag nehmen, aber jetzt nehme ich halt nur ab und zu eine Halbe...“ Daher ist es nicht überraschend, dass Patienten die kommunikativen Fähigkeiten im Allgemeinen als wichtig oder sehr wichtig einschätzen und von vielen von ihnen als vergleichbar oder sogar gelegentlich als wichtiger als die fachliche Kompetenz empfunden werden.
Du als Physiotherapeut musst in der Lage sein, den Patienten zu motivieren und ihn dazu zu ermutigen, aktiv an seinem Genesungsprozess teilzunehmen. Dies erfordert eine einfühlsame und überzeugende Kommunikation, um deine Patienten zu inspirieren und zu ermutigen, sein Bestes zu geben. Ein Physiotherapeut muss auch in der Lage sein, die Bedenken oder Ängste des Patienten anzusprechen und sie auf dem Weg zur Genesung zu unterstützen. Durch eine effektive Kommunikation kannst du deine Patienten dazu ermutigen, die empfohlenen Übungen und Behandlungen durchzuführen und somit die Compliance zu verbessern, was zu besseren Behandlungsergebnissen führen kann. Gute Kommunikation sorgt für 2,16fach höhere Therapietreue. Anders gesagt: Du erreichst mehr als doppelt so viele Patienten.
Grade bei älteren Patienten ist gute Kommunikation äußerst wichtig, da gute Kommunikationsfertigkeiten bei ihnen der wichtigste Faktor für Therapietreue sind und dafür sorgen, dass deren Aktivitätslevel signifikant steigt.
Eine gute Anamnese ist das A und O der Behandlung. Sie trägt selbst bei Ärzten bis zu 80% zur Diagnosefindung bei. Allerdings wird ein Patient nach durchschnittlich 18 Sekunden unterbrochen und die wenigsten Therapeuten finden 60% der Hauptanliegen ihrer Patienten heraus. Darüber hinaus stimmen unsere Patienten und wir nicht darin überein was das Hauptproblem ist. Wenn man das liest, könnte man eine kleinere Existenzkriese bekommen, aber zum Glück ist Kommunikation eine Reihe von lernbaren Fertigkeiten. Wenn man jetzt die Anamnese gut ausführt, spart das Zeit. Der Patient fühlt sich angenommen und der Behandlungserfolg ist fast sicher. Das für mich wichtigste Argument für eine gelungene Anamnese ist allerdings, dass dadurch am Ende der Behandlungseinheit keine weiteren Themen aufkommen, die mich in Zeitprobleme treiben. Ich denke dabei an „Hmm ich hätte da mal noch eine Frage zu meinen Rückenschmerzen“, wenn der Patient eigentlich wegen dem Knie da war und du schon auf dem Weg zum nächsten Patienten bist.
Die Kommunikation von komplexen medizinischen Informationen in einer für den Patienten verständlichen Weise ist ein weiteres Schlüsselelement für Physiotherapeuten. Oftmals müssen komplexe medizinische Begriffe oder Verfahren in eine für den Patienten verständliche Sprache übersetzt werden. Ein guter Physiotherapeut ist in der Lage, die Diagnose, den Behandlungsplan und die Übungen auf eine klare und präzise Weise zu erklären, um sicherzustellen, dass der Patient die Informationen versteht und in der Lage ist, die empfohlenen Maßnahmen umzusetzen. Eine klare Kommunikation hilft auch, Missverständnisse oder Verwirrungen zu vermeiden und eine erfolgreiche Rehabilitation zu fördern.
Warum solltest du jetzt eine Physiotherapie-Fortbildung zum Thema Kommunikation besuchen? Dir reicht es nicht, dass du durch ein Kommunikationstraining deine Behandlungsergebnisse verbesserst, eine bessere Beziehung zu deinen Patienten aufbaust und diese professionell begleitest? Dann ist der wichtigste Grund für dich vielleicht, dass du dadurch zufriedener wirst und mehr Spaß hast an der Arbeit haben wirst. Was wäre denn die Pizza ohne Teig?
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Bildquelle:
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