Kommuniaktionstipps für Physiotherapeuten

Gute Kommunikation ist der wichtigste Teil einer erfolgreichen physiotherapeutischen Behandlung.

Lerne, in meiner zweitägigen Fortbildung, wie Du Gesundheit verständlich machst.

Im Blog erhälst du schoneinmal praktischanwendbare Kommunikationstipps.

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Feedback geben

 

„Feedback ist das Frühstück der Gewinner.“

Allerdings wird dieses Frühstück sehr oft falsch serviert. Statt dem herrlichen Büffet erhält man einfach irgendetwas Ungewünschtes & Schwerverdauliches hingeklatscht. Nutella wirbt zum Beispiel mit: „Der Morgen macht den Tag.“  Sollten wir dann nicht schauen, dass der metaphorische Tag unseres Gegenübers gut wird? Heute lernt ihr wie ihr eurer Gegenüber in seiner Persönlichkeitsentwicklung unterstützt, indem ihr gutes Feedback gebt.

Was ist jetzt eigentlich Feedback? Bei uns in Franken heißt es leider oft: „Nicht geschimpft, ist gelobt genug.“ Das ist noch kein Feedback. Das Wort kommt aus der Kybernetik (= Steuerung von Maschinen durch Sensoren, die ähnlich wie menschliche Sinne Feedback geben) und beschreibt Rückmeldungen über unser Verhalten. In meinem ersten Blogbeitrag habt ihr gelesen, dass Kommunikation immer eine Beziehungs- und eine Inhaltsebene hat. Feedback wird sehr oft auf der Beziehungsebene empfangen. Das sorgt oft für unangenehme Gefühle oder peinliche Momente, da es für viele Menschen schwer ist, in der Öffentlichkeit ihre wahren Gefühle zu zeigen. Dabei ist Feedback keine niederschmetternde Kritik, sondern ein Geschenk sich selbst zu verbessern.

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Feedback geben ist eine Kunst für sich. Die meisten denken dabei vermutlich erst an Dieter Bohlens legendäre Sprüche wie: „Ich kann nicht mal sagen, dass das scheiße war, das war schlechter. Wenn du mir 'nen Affen mitgibst für ein halbes Jahr, dann singt der besser."  So geht Feedback geben nicht.

Aber so:

  1. Frage zuerst, ob dein Gegenüber bereit, ist Feedback zu empfangen. Unmittelbar nach der Trennung vom Partner ist z.B. niemand aufnahmefähig…
  2. Feedback ist eine subjektive Wahrnehmung und sollte nicht wertend sein. Z.B. kannst du dein Feedback beginnen mit: „Mir ist aufgefallen, dass ...“ Für uns Physiotherapeuten wäre das zum Beispiel: „Mir ist aufgefallen, dass du die Übung nicht sauber ausführst, obwohl wir abgesprochen haben, dass du sie daheim üben sollst. Für mich wirkt es so als, ob es die falsche Übung für dich ist.
  3. Beschreibe konkret, was du meinst. Oft kommen Patienten zu uns und sagen, dass nach dem letzten Mal alles Scheiße sei.“ Was sollen wir mit so einer Aussage anfangen? Wie sollen wir so unsere Behandlung anpassen? Das gleiche gilt für uns Physiotherapeuten. Im heißgeliebtem Mitarbeitergespräch müssen wir genau ansprechen, was wir verändern wollen.
  4. Gib Rückmeldung zum Verhalten des anderen und nicht zu seinem Charakter. Nur als Fünfjähriger ist es ok jemanden zu sagen, dass man ihn nicht mag, da man in dem Alter noch nicht zwischen Verhalten und Person unterscheiden kann.
  5. Was haben sie am 3. Januar 2007 gemacht? Ich habe keine Ahnung - wie vermutlich alle, die nicht an diesem Tag Geburtstag hatten oder geheiratet haben. Deswegen ist es wichtig zeitnah Rückmeldung zu geben, denn dann sind die Erinnerungen noch frisch.
  6. Feedback ist ein Geschenk, um dem anderen dabei zu helfen, sich zu entwickeln. Gib es mit dem Hintergedanken, dem anderem zu helfen und nicht, um ihn bloßzustellen.
  7. Etwas umstritten ist die Sandwichmethode. Sehr häufig sagt der Volksmund, dass wir eine schlechte Verhaltensweise, die wir ansprechen wollen, mit einem Lob kombinieren sollen. Allerdings bin ich kein Fan von dieser Methode. Stell dir vor, dass du dich einfach für eine Fortbildung anmeldest, ohne deinen Chef zu fragen, ob du dir dafür freinehmen kannst. Dein Chef möchte deswegen mit dir sprechen. Wenn er jetzt anfängt: „Michael, die Frau Müller hat dich wieder in den höchsten Tönen gelobt, aber es geht nicht, dass du von Fortbildung zu Fortbildung pilgerst ohne zu fragen.“ Abends erzähle ich meiner Freundin dann stolz, dass Frau Müller mich gelobt hat und den Rest blende ich aus … Dann war das vermeintliche Taktgefühl meines Chefs für die Katz. Denkt dabei mal an Vexierbilder, bei denen verschiedene Dinge gleichzeitig sichtbar sind, wie eine alte und eine junge Frau oder zwei Gesichter und eine Vase in einem Bild. Wir sehen das, was wir sehen wollen und blenden Ungewünschtes aus.

 

Wenn wir ein Geschenk bekommen, bedanken wir uns und nehmen uns vielleicht vor, dem Gegenüber auch mal eine kleine Freude zu machen. Feedback anzunehmen, fällt uns dagegen oft schwer. Hierfür gibt es auch einige Tipps:

  1. Bist du überhaupt bereit für den mentalen Gedankenanstoß? Wenn nicht, kommuniziere das ganz klar! (Danke, dass du mir Feedback geben willst, aber heute habe ich so viele Dinge im Kopf. Können wir morgen darüber sprechen?)
  2. Lass dein Gegenüber immer zuerst ausreden, bevor du antwortest. Dabei tue ich mir immer schwer. Freunde beschreiben mich manchmal als daueraktives Duracell-Häschen… Manchmal ertappe ich mich selbst deshalb dabei, dass ich anderen ins Wort falle.
  3. Bei einer (negativen) Rückmeldung verfallen wir oft intuitiv in den Verteidigungsmodus. Bevor wir darüber nachdenken, was das Gegenüber gesagt hat, kontern wir mit „ja, aber…“. Das ist ganz normal, da es als Neandertaler das Schlimmste war, sein Gesicht zu verlieren und ausgestoßen zu werden. Unser Steinzeithirn geht deshalb erstmal „auf Autopilot“, um uns zu „retten“. Wir leben aber nicht mehr in der Steinzeit und du musst dich gar nicht verteidigen.
  4. Nimm dir kurz Zeit und lass das Feedback auf dich wirken, bevor du darauf reagierst. Als kurzer Reminder an mich selbst und auch an euch: Ab und zu sind Pausen Gold wert.
  5. Entscheide wann und ob du auf das Feedback eingehst. Es handelt sich immer um die Lebensrealität deines Gegenübers und nicht um objektive Wahrheiten. Betrachte das Feedback als Geschenk, bei dem du dir aussuchen kannst, was du davon annimmst. Wenn du denkst, dass da was dran sein könnte, dann nimm dir wie beim Buffet, das mit, was du grade brauchst. Manchmal müssen wir erst Schlucken und verdauen, bevor wir Antworten. Dann könnten wir beispielsweise antworten: „Danke für dein ehrliches Feedback. Es hat mich allerdings erschüttert. Lass mich darüber nachdenken und ich erzähle dir morgen, was ich davon für mitgenommen habe.“

Johannes, mein Kumpel und Chef in der Praxis ist Weltmeister im Feedback geben. Ich freue mich oft freitags auf dem Weg zur Arbeit von ihm zu hören, dass es ein super Artikel war und er X, Y und Z mitnehmen konnte. Ich würde mich freuen, wenn auch du mir hilfst, besser zu werden, indem du mir einen Kommentar mit deinem Feedback dalässt. Die Lernpsychologie sagt, dass man ein Thema erst dann verstanden hat, wenn man es selbst anwendet oder anderen erklärt. Also lass uns beide siegen.

Michael

QUELLEN.

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Wallner, M. Kommunikation, Delst lernskrip Kommunikationstrainer 2021

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